Bei sog. Dachbodenfunden kann man getrost etwas skeptisch sein. Vor allem bei Verkaufsanzeigen. Dieses gut erhaltene Gerät hat bei der Mutter eines Bekannten wirklich viele Jahre in einer Abstellkammer dahingeschlummert. Nun durfte ich es aufwecken. Zunächst eine kurze EinleitungDer Volksempfänger VE301 ist ein für den Massenbedarf entwickelter Einkreis- Geradeausempfänger. Die Zahl 301 weist auf das Datum 30.01.1933, dem Datum der Machtergreifung der deutschen Nationalsozialisten hin. Der Empfänger ist einfach konzipiert und für den Empfang stärkerer Ortssender vorgesehen. Mit diesem Empfänger wurde der Rundfunk zum elektronischen Massenmedium. Für 65,- bis 75,-RM war das Gerät beim Händler zu haben.Das zum Empfänger vorhandene Zubehör in Form eines Antennenanpassgerätes machte die Reparatur besonders reizvoll. Im www gibt es nur spärliche Hinweise darauf. Details dazu weiter unten.
Das Gerät war in einem erstaunlich gutem Zustand, abgesehen von der natürlichen Verschmutzung und Anrostung (Metallchassis und Eisenkerne). Als Gleichrichterröhre war ein Zweiwegtyp eingesetzt. Diese wurde gegen eine originale RGN354 ausgetauscht. Die größte Überraschung war die völlige Intaktheit der Bauelemente, vor allem des Kondensatorblocks und aller anderen Kondensatoren.Die Bilder zeigen das Gerät schon im gereinigtem Zustand. Nach dem Ausbau von Lautsprecher und Chassis und der Lautsprecherbespannung wurde das Bakelitgehäse mit lauwarmen Seifenwasser und Hartschwamm gründlich geschrubbt. Nach der Trocknung sieht das Gehäuse ziemlich unansehnlich aus. Eine farblose Möbelpolitur verhilft dem Gehäuse zu neuem Glanz.
Um die Betriebsbereitschaft des Empfängers herzustellen war der Netzschalter auszuwechseln und das Netzanschlußkabel zu erneuern. Nach Prüfung der Röhren, die allesamt intakt waren, konnte ich eine erste Funktionsprobe wagen. Deutschlandradio Kultur auf 990kHz war auf Anhieb empfangbar. Starke Kracher im Lautsprecher trübten jedoch das erste Erfolgserlebnis. Ursachen waren ein noch immer verschmutzter Wellenschalterkontakt und schlechte Masseverbindung des Drehkondensator- Rotors. Das Nachputzen mit Ohrreinigerstäbchen und Spiritus hat dann geholfen.
Der Eisenkern des NF- Übertragers und des Netztrafos wurden zur Eindämmung der weiteren Durchrostung mit Leichtöl getränkt ("Caramba" in der Sprühdose). Die Anrostungen am Chassisblech wurden später noch mit feiner Stahlwolle wegpoliert und mit einem schwachen Ölfilm mittelfristig konserviert.
Der Antrieb des Drehkondensators mittels Friktionstriebs bereitete mehr Arbeit. Das Skalenscheibenrad wies erhebliche Abnutzungserscheinungen auf. Die Folge ist, daß die zwei Federbronzescheiben auf der Triebwelle das Skalenscheibenrad nicht mehr "einklemmen" und somit natürlich der Drehkondensator nicht mehr abgestimmt wird. Da der Abstand von Drehkoachse und Antriebsachse nicht veränderbar ist (bei anderen Geräten aber schon) bedurfte es hier einer anderen Lösung. Aus dem Boden einer Plastedose fertigte ich eine Scheibe, die 5mm im Durchmesser grösser ist als die vorhandene Skalenscheibe. Die neue Scheibe wurde mit einer dem Außendurchmesser der Bronzebuchse entsprechenden Bohrung versehen und hinter die alte Skalenscheibe geklebt. Die neue Scheibe läuft jetzt zwischen den beiden Antriebsfederscheiben. Bei der Wahl des Klebers ist darauf zu achten, dass das Lösungsmittel des Klebers nicht die Skalenscheibe anlöst. Bewährt hat sich ein Zweikomponentenkleber, mit dem die neue Scheibe nur an der Bronzebuchse festgeklebt wird.
Beim Vergrößern des Bildes durch Draufklicken erkennt man gut die unversehrte Originalverdrahtung.
Die Gehäuserückwand war stark deformiert. Offensichtlich nimmt die Presspappe Feuchtigkeit auf und beim anschließenden Trocknungsprozeß treten dann die Deformierungen auf. Erst wollte ich die Rückwand abermals befeuchten und dann unter Druck trocknen lassen. Hierbei fürchtete ich aber um die Unversehrtheit der Beschriftung nach dem Ablösen der Rückwand von den Druckplatten. Ich habe die Rückwand mit Sprühöl getränkt und dann auf einer planen Fläche die Ecken mit Gewichten punktuell fixiert. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden.
Der Lautsprecher ist sehr gut erhalten und hat noch keine Anrostungen.
Die vorhandene Prägeschrift auf der Rückseite des Bedienknopfes ist ein Zeichen der Originalität des Knopfes.
Die Audionröhre REN904 ist noch die Originalbestückung und sehr gut erhalten. Bei vielen Exemplaren löst sich die Metallisierung vom Glaskolben ab und die Röhre wird handempfindlich.
Das nebenstehende Antennenanpassgerät macht die Handhabung der Antennenanschlüsse komfortabler. Für Mittelwelle (früher "Kürzere Welle" gegenüber der Langwelle) hat der Empfänger 4 Antenneneingänge und für den Langwellenbereich 3 Antenneneingänge. Wird das Antennenanpassgerät angesteckt, hat man nur noch einen Antennen- und einen Erdanschluss. Mit den Drucktasten wird ein Optimum zwischen Trennschärfe und Empfangslautstärke gesucht. Mit dem Abstimmknopf ist es auch möglich starke Sender abzuschwächen, um schwächere Nachbarsender zu empfangen(Sperrkreiswirkung). In der heutigen Zeit sind an einem Empfangsort nur wenige Mittel- oder Lang- wellensender zu hören.    
Im Berliner Raum sind mit wenig Antennenaufwand (ca. 5-10m Klingeldraht) zu hören:    
Stimme Rußlands:              693 kHz; MW
Deutschlandradio Kultur:     990 kHz; MW
Deutschlandradio Wissen:    855 kHz; MW; digitale Aussendung (Rauschspektrum)
Deutschlandradio Kultur:      177 kHz; LW
Dieser "frühe" Tastensatz ist bewundernswert, aber nicht sonderlich kontaktsicher. Wenn die Messingkontakte gut geputzt sind, ist die Einrichtung ganz komfortabel. Die beiden Spulen sind "Verlängerungsspulen", um auch kurze Antennen mit der Empfangsfrequenz in Resonanz zu bringen.
Die Schaltung des Antennenanpassgerätes wurde vom vorliegenden Objekt aufgenommen und in Beziehung zum Empfängerschaltbild gesetzt. Die Funktion ist somit klar ersichtlich. Fazit: Einfach, aber sehr wirkungsvoll.