Ein Sammler und Radiofreund, angeregt durch zwei Beiträge in der  Zeitschrift Funkgeschichte (Heft 215,216), fragte mich ob ich denn so einen Bastelkasten aus Stassfurt nachbauen könne. Das wäre eine schöne Ergänzung für seine Sammlung. Nach dem Studium dieser zwei Hefte Funkgeschichte sagte ich zu, mit dem Hinweis, dass es etwas dauern könne. Der Nachdruck der originalen Baupläne macht es nicht allzu schwierig dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Im Rückblick ist festzustellen, dass die Beschaffung der Bauteile bei mir einen längeren Zeitraum in Anspruch nahm als der Nachbau selbst. Mein Vorsatz war die Beschaffung möglichst originaler Bauteile aus den 50iger Jahren.
Die Kondensatoren der Bauart Glasröhrchen mit Teerverguss konnte ich aus alten Ausbau- Beständen gewinnen. Nach Erwärmung der Glasröhrchen ließ sich der alte teervergossene Wickel herausziehen. Ein neuer Kondensator wurde in dem Glasröhrchen platziert. Der Verschluss erfolgte mit eingefärbtem Epoxydharz. Die Beschriftungsbanderole habe ich nach altem Vorbild neu angefertigt.
Alle benötigten Widerstände mit radialen Flachdrahtanschlüssen konnte ich dem eigenen Fundus entnehmen. Der Lautsprecher, die 10polige Röhrenfassung, der Vorwiderstand für den Heizkreis und der Selengleichrichter stammen aus einem nicht mehr reparaturwürdigen 1U11 von Sternradio Berlin. Die Quetschdrehkondensatoren sind immer noch gängige Ware vom Radiotrödel. Die Montageplatten für das Netzteil und die Empfangsbaugruppe bestehen aus einer 2,5mm starken Pertinaxträgerplatte. Zur Unterstützung der Verdrahtung habe ich in Anlehnung an den Bauvorschlag Nietlötösen eingebracht. Beide Baugruppen wurden weitestgegend mechanisch und elektrisch vormontiert. Danach habe ich alle Bauteile und Baugruppen an der Frontplatte montiert und verdrahtet.
Die Erstinbetriebnahme verlief ohne Zwischenfälle. Die Rückkopplung setzt weich ein. Der Empfangsbereich erfasst den Bereich von 600 – 1600 kHz. Die verwendete Spule ist auf einen 4-Kammerspulenkörper mit Ferritkschraubkern aufgebracht. Diese sog. Einkreis- Mittelwellenspule wurde bis Mitte der 60er Jahre noch im Rundfunkhandel verkauft. Damals gab es noch die kleinen Ladengeschäfte mit Werkstatt im Hinterzimmer.
Das Gehäuse besteht bis auf die Rückwand aus 6mm Sperrholz. Die Rückwand ist nur 3mm stark. Das Aussehen des Gehäuses wird maßgeblich vom genauen Zuschnitt der Einzelteile bestimmt. Eine Kreissäge mit feiner Zahnung und Winkelanschlag sichert die nötige Qualität. Die Verleimung erfolgte mit Kaltleim. Den nötigen Anpressdruck sichern passende Schraubzwingen. Zur Stabilisierung des Gehäuserahmens werden Stücke einer Dreikantleiste eingeklebt. Auf der Seite der Frontplatte sind sie um deren Materialstärke zurückgesetzt. Hier hat dann die Frontplatte ihre Auflage. Für die Rückwand wird eine genutete Führungsleiste jeweils seitlich und oben in den Gehäuserahmen eingeklebt.Präzision und etwas Ausdauer erfordern die Bohrungen in der Frontplatte für den Lautsprecher und die Belüftungsbohrungen in der Rückwand. Genaues Anzeichnen und Ankörnen sind die Voraussetzung für ein gefälliges Aussehen. Gebohrt habe ich mit einem Stufenbohrer. Damit gelingen runde Löcher mit einer kleinen Phase. Die Rückwand hat immerhin 230 Löcher mit 8mm Dm.
Gehäuserahmen und Frontplatte wurden unterschiedlich gebeizt. Rahmen Nussbaum dunkel und Frontplatte Eiche hell. Danach Zwischenschliff, erneutes Beizen und Versiegelung mit Klarlack matt.Die Rückwand, die original aus Presspappe bestand, habe ich nach dem Bohren mit schwarzer Acrylfarbe gestrichen (Schaumstoffrolle). Die Beschriftung nach dem Original im Rechner entworfen, auf dünnem Papier ausgedruckt, mit verdünntem Kaltleim aufgeklebt und mit Klarsprühlack versiegelt.
Die Netzanschlussleitung ist zweiadrig, besteht aus Kupferlitze 0,75mm² und ist mit Textilfasern umsponnen. Der 2-polige Netzstecker ist noch aus der Vorkriegszeit.Hier weise ich nochmals auf die Gefahren beim Betreiben eines Allstromgerätes hin. Vor allem in der Bau- und Erprobungsphase ist es empfehlenswert einen Trenntrafo zu verwenden.Noch ein Wort zum Stromlaufplan. In allen veröffentlichten Varianten ist der Selengleichrichter falsch herum eingezeichnet. Die Anode muss zur Wechselspannungsquelle zeigen und an der Kathode steht die positive Gleichspannung bereit. Eine Falschpolung des Gleichrichters hat für die Netzteilelkos fatale Folgen.