Von einem Sammler bekam ich diesen recht seltenen Staßfurter Imperial zur Reparatur. Das Gehäuse war bereits restauriert. Rückwand, Bodenblech, Wellenschalterantrieb, Lautsprecher und ein Teil der Röhren fehlten. Das Chassis war stark verschmutzt und vielfach angerostet.
Leider konnte kein Originallautsprecher vom Typ "Makrodyn" mit Fremderregung aufgetrieben werden. Beim Chassis Imperial 46W ist zu beachten, daß nur ein Lautsprecher mit Fremderregung angeschlossen werden kann, dessen Erregerwicklung einen ohmschen Widerstand zwischen 5 und 7 kOhm aufzuweisen hat. Laut Schaltung liegt die Erregerwicklung parallel zum Ladeelko! Allgemein üblich ist ja die Nutzung der Erregerwicklung als Siebdrossel. Wicklungswiderstände zwischen einigen 100 Ohm und ca. 2kOhm sind dafür üblich. Die Gehäuserückwand ist ein Nachbau. Als Vorlage dienten Fotos von anderen Sammlern. Die Beschriftung wurde aufgeklebt und anschliesend mit Klarlack übersprüht.
Das Chassis wurde enstaubt, mechanisch entrostet und mittels Wattestäbchen vom Schmandt der Jahrzehnte befreit. Aufgetragene Zink-Alufarbe soll den weiteren Rostprozess etwas aufhalten. Abschirmkappen und Filter/Spulenbecher habe ich mit einer feinen rotierenden Drahtbürste behandelt. Die neue Anschlußleitung für einen elektrodynamischen Lautsprecher besteht aus textilummantelten Volldrähten (Bezugsquelle: Oppermann Elektronic).
Arbeiten an Bauteilen und der Verdrahtung:
  • Restaurierung der beiden Becher- Kondensatoren nach der Art wie beim VE301 beschrieben. Die Kapazitätswerte sind auf silbergrauem Papier gedruckt und aufgeklebt.
  • Einige Kondensatoren in Pappumhüllung bekamen ein neues Innenleben. Der Verguß erfolgte wieder mit eingefärbtem Epoxydharz.
  • Der 16µF- Ladeelko im Netzteil ist jetzt ein formierter RFT- Elko aus den 1960er Jahren.
  • Zu moderne Bauteile von einem früheren Reparaturversuch wurden entfernt und gegen ältere Bauformen ersetzt.
  • Bauteilanschlussdrähte/Verlängerungen sind mit textilem Lackschlauch überzogen. Schwarz hatte ich leider nicht in allen erforderlichen Stärken.
  • Erneuerung aller Chassis- Gummidurchführungen.
  • Behandlung der Wellenschalterkontakte mit einem Glashaarpinsel.
  • Herstellung einer neuen Buchsenplatte für die Antenneneingänge.
  • Ersatz des nicht mehr vorhandenen Lautstärkepotentiometers mit Netzschalter durch eines aus den 1960er Jahren.
Im rechten Bild habe ich die Abgleichpunkte beschriftet. Die KW- Vorkreis und Oszillatorspule befinden sich unter dem Chassis. Sie sind als Luftspule auf einem Pappspulenkörper hergestellt. Eine Abgleichmöglichkeit ist nicht vorgesehen.
Das fehlende Bodenblech habe ich in Anlehnung an ein Originalfoto gefertigt. Glücklicherweise fand ich in meinem Blechfundus ein Alublech mit den schlitzförmigen Durchbrüchen. Im rechten Bild ist nun auch die Abdeckung des unteren Kettenrades montiert. Angefertigt nach Fotovorlage.
Details von diesem etwas ungewöhnlichen Wellenschalterantrieb in "Unterflurausführung". Das rechte Bild zeigt das auf der Wellenschalterachse befindliche Orignal des Kettenzahnrades. Der im linken Bild ersichtliche fertig montierte Antrieb wurde mit Teilen einer alten Uhr mit Gewichtsantrieb fertiggestellt.  Die Montage der Kette erfordert etwas Gedult. Der Lagerbock für die untere Antriebswelle ist eine Eigenkonstruktion. Auf Fotos konnte ich erkennen, daß der Lagerbock aus Messing mit Rechteckprofil gefertigt wurde (war nicht zu beschaffen).
Beide Blder zeigen die Oszillatorspulen für den Mittel- und Langwellenbereich. Das linke Bild zeigt die Beschriftung der Trimmkondensatoren. Die Induktivitäten lassen sich nicht abgleichen.
Das Bild zeigt die beiden ZF- Bandfilter (477kHz). Die Lage der Filterspulen ist etwas ungewöhnlich. Parallel zu den Kreiskapazitäten von 220pF liegt jeweils ein Trimmkondensator. Dieser ist in die obere und untere Keramikplatte eingearbeitet. Das Dielektrikum besteht aus einem Glimmerplättchen.
Nummern und Datumangaben wurden bei der Restaurierung weitestgehend verschont. Das Datum auf dem Drehkondensator könnte lauten: 10.Sep. 1935...8
Allgemein gesprochen weist die Schaltung keine allzugroßen Besonderheiten auf. Folgende Anmerkungen möchte ich jedoch machen:
  1. Die Mischstufe mit einer Oktode ist schwieriger zu beherschen als mit einer Verbundröhre Hexode/Triode. Rein statisch sollen die besten Resultate erzielt werden bei: g3/5=90V und g2=70V. Im Betriebszustand gelang es schwer mit der angegebenen Dimensionierung diese Werte einzuhalten.
  2. Auf die Handregelung der Verstärkung der ZF- Röhre AF3 (40kOhm- Poti) habe ich verzichtet. Der Kathodenwiderstand (300Ohm) liegt direkt an Masse. Dabei hat diese Stufe die höchste Verstärkung. Im Raum Berlin sind keine solch stark einfallenden Sender zu empfangen, die einer drastischen Abwärtsregelung bedürfen. Für die Realisierung dieser HF- Regelung wäre ein Doppelpotentiometer gemeinsam mit der Klangblende erforderlich. In einer vertretbaren alten Ausführung ließ sich Keines beschaffen.
  3. Der im Schaltbild dargestellte Lautsprecher muß immer mit Anpassungsübertrager gesehen werden. Die Abschaltmöglichkeit des internen Lautsprechers über die vorhandene Schaltbuchse ist im Schaltbild nicht dargestellt.