Bei einem Schulfreund entdeckte ich ein Wrack von einem Koffergrammophon. Es war ein Massenprodukt aus den 1930iger Jahren. Das Gehäuse war im Bodenbereich zertrümmert, so dass man das Federwerk sehen konnte. Der Tonarm war verbastelt und drückte mit seiner ganzen Länge auf den Plattenteller. Die Auflagekraft war so groß, dass der Aufziehmotor streikte. Die Scharniere für den Kofferdeckel waren verrostet und gebrochen. Die übrigen äußeren Beschläge fehlten. Der Pressholzkorpus des Grammophones ist mit Kaliko überzogen. Dieser Bezug hatte sich an vielen Stellen abgelöst. Am Geräteboden fehlte ein großes Stück.
Eine wirkliche Restauration würde es nicht werden, denn es fehlten einige Originalbeschläge. Bei solch einem Massenartikel (Anschaffungspreis lag zwischen 15 und 35$) sollte der Aufwand auch in Grenzen gehalten werden. Ziel war daher die Funktion sicherzustellen und das Gerät wieder ansehnlich erscheinen zu lassen. Die Kalikobespannung wurde mit Holzkaltleim an zahlreichen Stellen mit dem Pressholzkorpus neu verklebt. Der alte Kofferverschluß wurde vermutlich mit brachialer Gewalt herausgerissen. Da die Befestigungsniete innen umgebörtelt waren, entstanden häßliche ausgefranste Löcher im Korpus. An solchen Stellen kam "knetbares Metall" zum Einsatz, da genau an diesen Stellen wieder neue Teile angebracht werden mussten. Für die Kurbel wurde eine Führungsbuchse aus Aluminium gefertigt und mit Kleber eingebaut. Ein aufgearbeiteter Schnappverschluß von meiner schon sehr alten Schuhputzkiste fand seinen neuen Platz. Der Tonarm gab noch einige Rätsel auf. Der vorhandene Tonarm, an dem schon einige Lötversuche stattgefunden hatten, hatte seinen vertikalen Drehpunkt bereits kurz über seiner Befestigung. Wie schon oben erwähnt, ergab sich dadurch eine zu hohe Auflagekraft der Schalldose incl. Nadel. Selbst bei voll aufgezogenem Federwerk blieb der Plattenteller nach dem Absenken des Tonarmes stehen. Der Ankauf von zwei Tonarmen auf einem Trödel half das Problem zu lösen. Auf dem nebenstehendem Bild ist gut zu erkennen, daß nur das letzte "Knie" des Armes gemeinsam mit der Schalldose auf den Plattenteller abgesenkt werden kann und auch darf. Somit verlief der Funktionstest einwandfrei.