Dieses schöne Röhrenradio aus den 60er Jahren gehörte meinen Eltern. Es war der erste gekaufte Empfänger nach dem 2. Weltkrieg. Bis dahin tat ein 2-Kreis- Geradeausempfänger, Marke Körting seinen Dienst. Mein Vater hat ihn angeblich aus norwegischer Gefangenschaft mitgebracht. Das Gerät war mit Oktalröhren bestückt und hatte eine erstaunliche Empfindlichkeit auf MW. Als Lehrling habe ich das gut Stück noch einmal gerettet. Die Endröhre wollte nicht mehr und ich baute die Endstufe auf eine AL4 um. Mein Vater freute sich riesig.Später mußte der einfache und nicht unbedingt formschöne Empfänger dem Typ Saalburg 5170 weichen. Für reichlich 400,-MDN war das Gerät zu haben (als Jungfacharbeiter verdiente ich zu der Zeit 540 MDN !). Nun konnten auch Rundfunksendungen  im UKW- Empfangsbereich gehört werden. Die Bedienung wurde auch einfacher, schließlich fiel die Betätigung der Rückkopplung weg. 
Der Gesamtzustand des Gerätes war gar nicht so schlecht. Kaum äußere Schäden, defekte Skalensoffitten, 1 abgebrochene Kontaktfeder für eine Soffitte, emissionsschwache Mischröhre ECH81, Unterbrechung in der Primärwicklung des Lautsprecherübertragers und ein blockierter Antrieb der Senderabstimmung.
Wie bei vielen Radios dieser Zeit versagt der Drehkondensator. Die antriebsseitige Lagerbuchse ist so passgenau, dass der Hauch von Lagerfett, wenn es verharzt ist, die Rotorachse blockiert. Hier hilft nur der Ausbau der Buchse und Lösung der Verharzung mit Feuerzeugbenzin. Dazu muß das Chassis aus dem Gehäuse genommen werden, die Skalenscheibe und die dahinter befestigte "Streuscheibe" aus Kunststoff ausgebaut werden. Dann erst ist die Dreipunktbefestigung der Lagerbuchse zugänglich. Vorher noch das Seilrad von der Achse ziehen und so arretieren, dass die Seilführung erhalten bleibt. Am schmerzlichsten war der defekte Ausgangstrafo. Die Unterbrechung war nachvollziehbar zwischen den Anschlüssen 1 und 2. Dadurch war die Anode der EL84 spannungslos. Das Schirmgitter wird dermaßen überlastet, dass es stark glüht. Ein durchgeschlagener C59 (Anode gegen Masse) war meine erste Vermutung. Das bestätigte sich jedoch nicht. Es lag wirklich an der Wicklungsunterbrechung. Zum Glück hatte ich in meinem Fundus einen baugleichen Übertragertyp.Die Netzspannungswahl wurde am Netztrafo auf 240V eingestellt. In Berlin liegen ständig 236V ~ an der Steckdose.
Das Schaltbild enthält leider nur Bauelementepositionen und keine Werte. Für eine erfolgreiche Reparatur taugt es aber allemal.
Die im Gehäuse untergebrachte Zimmerantenne (eingeklebte Aluminiumstreifen, 80cm => 1/4 der Wellenlänge bei 90 MHz) taugt für eine ausreichende Feldstärke bei den meisten Sendern.
Die inzwischen Einzug gehaltene Technologie der gedruckten Schaltung vereinfacht die Fehlersuche wesentlich gegenüber der 3- dimensionalen Verdrahtungstechnik.
Das Datum im Gehäuse entziffere ich als 3.Januar 1965.Wenn man das stolze Alter von 52 Jahren bedenkt, ist die Freude des neuen Besitzers über den unverwechselbaren Klang des Radios groß. Der bei 100 MHz endende UKW- Bereich schmälert die Freude keineswegs. Wenn nicht gerade der Tastensatz schlapp macht, wird die Freude noch lange anhalten.