Der Plattenspieler von Telefunken Typ "Musikus 37W" kündigt eine neue Etappe in der Wiedergabe von Schelllackplatten an. Im Gegensatz zum Grammophon findet jetzt im Tonarm eine Wandlung von mechanischen Schwingungen in elektrische Schwingungen statt. Das erzeugte elektrische Signal wird einem Verstärker zugeführt. Radios der 30iger Jahre verfügten in der Regel über einen sog. Tonabnehmereingang. Die Massenware Volksempfänger in allen Ausführungen seien hier ausgeklammert. Das abgebildete Gerät gehört zum Adlershofer Requisitenfundus und war ziemlich ramponiert. Die vernickelten Teile wie der Tonarm, die Beschläge und der Plattenteller waren allesamt verrostet. Der Motor lief, aber das Schneckenrad aus Novotex hatte kaum noch Zähne. Das passiert meist durch unkundige Hände, die versuchen den Plattenteller zu drehen. Da sich aber die Schnecke des Fliehkraftreglers durch die hohe Übersetzung nicht mitdreht, brechen die Zähne des Schneckenrades aus. Aus einem Laufwerk, dessen Gehäuse völlig von der Zinkpest befallen war, konnte ich eine Welle mit Schneckenrad gewinnen. Da Schnecke und Schneckenrad zusammenpassen müssen, mußte die Welle mit Motorkurzschlussläufer und Fliehfraftregler mit übernommen werden. Schicksalhaft war der Kurzschlussläufer im Durchmesser 2mm größer als der Originale. Hier half wieder meine Drehbank.
Hier ist alles schon wieder zusammengebaut. Das Schaltgestänge für den Netzschalter ist gut zu erkennen. Beim Einschalten muß der Tonarm nach rechts geschwenkt werden. Ist die Platte abgelaufen und die Abtastnadel läuft in der Endlosrille, schaltet ein Mitnehmer auf der Plattentellerachse den Netzschalter über das Schaltgestänge wieder aus.
In diesem Bild sind alle neu zu veredelnden Teile zu sehen nach der Rostbekämpfung. Dabei bin ich so vorgegangen:1. Mechanische Entrostung mit verschiedenen rotierenden Drahtbürsten.2. Nachpolieren mit einer Schwabbelscheibe incl. Schwabbelpaste.3. Entfetten mit Aceton.4. Grundierung mit Spritzspachtel.5. Lackierung mit Chromspray.Besser wäre eine galvanische Behandlung, nur findet man schlecht einen Auftragnehmer. Auf jeden Fall ist die weitere Verrostung gestoppt.
Der Tonarm im neuen Gewand, nur eben nicht aus Nickel.
Dem Tonabnehmersystem unter die Haube geschaut.
Der Plattenteller vor der Lackierung.
Chassis spielbereit zum Einbau in das Gehäuse.
Bremshebel zum Einstellen der Drehzahl. Bei abgenommenem Plattenteller wird eine Stoboskopscheibe auf der Antriebsachse befestigt. Da der Bremshebel über eine Langlochanordnung mit der eigentlichen Filzbremse verbunden ist, sollte die Justierung so vorgenommen werden, das der Zeiger des Bremshebels auf der Solldrehzahlmarkierung steht.